Tensegrity & Faszienketten


Lesezeit:

5min

Was erfährst du:

  • Was ist das Tensegrity Modell?
  • Welche Faszienketten gibt es?


Betrachten wir nur die Faszien, dann verbindet dieses Gewebe deinen kleinen Zeh mit deiner Schädeldecke. Sie kann sich super anpassen und formt uns. Um diese Verbindungen miteinander zu verstehen, gibt es einen Begriff aus der Architektur: Tensegrity.


Was bedeutet das Tensegrity Modell?


Tensegrity (tension = Spannung, integrity = Integrität) steht für ein zusammenhängendes System, welches auf R. Buckminster Fuller (US-amerikanischer Architekt) zurückgeht. Der Gedanke besteht darin, dass eine bestimmte Art der Konstruktion mit elastischer Spannungsüberübertragung eine stabile und gleichzeitig anpassungsfähige Form erzeugt.

 

Die Idee fand in der Architektur seine Anwendung. Mit Hilfe von elastischen und starren Elementen werden von außen auftretende Spannungen im gesamten System verteilt und die Vernetzung passt sich an. Dieses Modell wurde schon von Ida Rolfs Strukturelle Integration auf den Menschen übertragen. Die Lehre der einzelnen Gelenke wird nach und nach aufgegeben, da dieses Modell, eine dynamische Kombination von festen Teilen und elastischen Teilen immer mehr in Therapien und Ansichten schlüssigen Anklang findet.




Was Dr. Robert Schleip hier sehr schön verdeutlicht ist, dass wir NICHT für monotone Bewegungen ausgelegt sind. Facettenreich und in vieler Variation sollte unser Körper bewegt werden. Den Körper in seinen Winkeln und Ausrichtungen spüren und bewegen. Fühlt sich der Körper eher wie ein junger, grüner Zweig an oder haust man in einem alten ,knorrigen Ast.


Anatomy Trains - Faszienketten


Eines der ersten Bücher, welche ich mir damals zu Faszien besorgt hatte, war leider noch auf Englisch. Es war das Buch: Myofascial Meridians for Manual and Movement Therapists, 2. Auflage von Thomas Myers. Inzwischen habe ich auch die deutschen Exemplare. Das Buch gehört in meinen Augen zu einem der Grundlagenbüchern im Bereich Faszien.

 

Thomas Myers beschreibt in seinem Buch die Faszialen Bahnen also Gleise, Züge, Bahnhöfe und Weichen. Die hier aufgezeigten Zuglinien sind bei weiten nicht vollständig und können individuell auch abweichen. Jeder kann individuelle Zuglinien in seinen eigenen Faszien spüren und ausprägen. Wenn du etwas einseitiges im Körper machst, dann passt sich dein Körper auch entsprechend an.

 

Selber sieht man das vielleicht nicht einmal. Ich habe über 13 Jahre aktiv Wasserball gespielt. Größtenteils mit dem rechten Arm geworfen. Das bedeutet, dass ich immer mit dem rechten Arm weit ausgeholt habe und entsprechend hat sich über die Jahre mein Körper daran angepasst (rechter Brustmuskel war mehr ausgeprägt, Oberkörper leicht nach links rotiert, ...) - gemäß der Aussage - die Form folgt der Funktion.


Zuglinien der Faszien


Diese anatomischen Zuglinien kann man bildlich mit Gleisen vergleichen. Diese Fasern ziehen kontinuierlich durch den Körper und ändern nur sehr wenig ihre Richtung. Manche Zuglinien sind nur bei bestimmten Bewegungen oder Haltungen des Körpers komplett gespannt und gerade gezogen. Als Unterbrechungen oder Entgleisungen dieser Zuglinien gelten, wenn es zu radikalen Änderungen in der Tiefe (Faszie bestehen aus verschiedenen Schichten) oder Veränderungen der Richtung kommt.

 

Diese kontinuierlichen Linien leiten Spannungen im Köper weiter. Es kann passieren, dass diese Zuglinien zu viel Spannung haben und somit die Bewegung oder die Körperhaltung positiv, wie auch negativ beeinflussen und verändern.


Fasziale Bahnhöfe


Wie im Zugverkehr befinden sich an den Gleisen immer mal wieder Bahnhöfe. Diese Haltestellen entsprechen in den faszialen Zuglinien die Stellen, wo die äußere Faszienhülle mit knöchernden Strukturen verbunden ist, dennoch nicht in ihrer Zugwirkung unterbrochen ist. Die tieferen liegenden Faszienschichten, welche mit den Bahnhöfen verbunden sind  weisen eine begrenzte Beweglichkeit auf und verbinden die Knochen. Je weiter man in die Oberfläche der Faszie geht, desto mehr Bewegung und Kommunikation über die Bahnhöfe hin weg ist möglich.



Verzweigungen der Faszien


Wenn sich Faszienschichten übereinander verweben, in einander verlaufen und verzweigen, spricht man von "Weichen". Wie zuvor geschrieben, werden manche Zuglinien oder gar in bestimmen Körperstellungen sichtbar. Nehmen wir als Beisiel den Arm und die Schulte. Je nach dem, welches "Gleis" man betrachten möchte, kann man vom Rhomboideus entweder über den Serratus anterior der Spirallinie folgen oder man fährt auf dem "Gleis" über den Infraspinatus auf der tiefen rückwärtigen Armlinie weiter. Gleiches gilt zum Beispiel dem SIAS (sSpina iluaca anterior superior - vorderer, oberer Darmbeinstachel).



Die wichtigsten Faszienketten


Superfascial Backline


  • Arbeitet in der Sagittalebene, begrenzt Bewegungen nach vorne (Flexion) oder, wenn Dysfunktionen vorhanden sind, die Bewegungen nach hinten (Extension) übertreibt und festhält.

Superfascial Frontline


  • Die oberflächliche Frontallinie bildet die entgegengesetzte Linie der ORL, welche am Becken unterbrochen wird.
  • Sie beginnt an den Zehen und endet in der Galea aponeurotica - im Grunde deiner Stirn.

Laterale Line


  • Die Laterallinie ist die Klammer des Körpers. Sie stabilisiert die Seitwärtsbewegung des Körpers in der Frontalebene.
  • Sie beginnt bei den Metatarselen und endet am Linea nuchalis/ Processus mastoideus.

Spiral Line


  • Die Spirallinie wickelt sich wie eine Doppelhelix um den Körper und verbindet jede Schädelseite über den oberen Rücken mit der gegenüberliegenden Schulter.
  • Von dort aus wandert sie um den Brustkorb herum und kreuzt auf Höhe des Bauchnabels, um auf Höhe der Hüfte zur ursprünglichen Seite zurück zu kehren. Von dort verläuft sie über die vordere Außenseite des Oberschenkels und Unterschenkels zur Innenseite des Fußes.
  • Über die Rückseite des Körpers zieht sie wieder hoch zum Schädel.

Arm Lines


Die Armlinien können nochmals in 4 weitere Linien unterteilt werden.

  • Tiefe Frontale Armlinie (TFAL)
  • Oberflächliche Frontale Armlinie (OFAL)
  • Tiefe rückwärtige Armlinie (TRAL)
  • Oberflächliche Rückwertige Armlinie (ORAL)

Auf Grund des Eigengewichtes und der Funktionalität der Arme besitzen sie eine große Bedeutung für die Körperhaltung. Sie beeinflussen den mittleren Rücken, die Rippenbewegung, den Nacken, die Atemfunktion und vieles mehr.


Die Linien sollen dir nur als Verdeutlichung dienen, sodass du später bestimmte Bewegungen verstehst (es gib noch mehr Linien, ua. die tiefe Frontallinie und funktionelle Linien, welche mehr bei Bewegungen eine Rolle spielen.

 

Wenn du dich zum Beispiel mit gehobenen Armen nach hinten überstreckst, bringst du die OFL auf Zug, was sehr angenehm sein kann. Um etwas vorweg zu nehmen, bevor ich dir Übungen & Co vorstelle, wenn du oft nach vor über gebeugt sitzt, läufst & ähnliches, dann passt sich deine Faszie an und die Zugbahnen werden gestört.


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Carsten Wölffling

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