Was sind Faszien?


Lesezeit:

2min

Was erfährst du:

  • Was sind Faszien
  • Wo kommen sie vor
  • Wie alt sind Faszien


Faszien sind in zwischen allgegenwärtig (das sind sie schon immer) und in aller Munde. Kurse, Trainings & mehr werden nach ihnen benannt. Während meines Studiums damals habe ich das Thema 2009 damals in einer Fortbildung aufgeschnappt.

 

Seit dem ist das Gewebe nicht mehr weg zu denken. Was aber ist dran? Was sind sie? Sind sie tatsächlich "neu" oder älter als man uns verkauft?

Welche Therapeuten "behandeln" Faszien? Was bewirkt das Rollen und was kannst du eigenverantwortlich tun?

Das alles werden wir in der Serie "Faszien" beleuchten.


Was sind Faszien?


In der Anatomie werden den Faszien (lat. von fascis – „Binde, Bund, Verbund“) jedes Körpersystem klar beschreibbare Aufgaben zugeteilt.

Sie sind:

  • in den Hüll- und Unterteilungsschichten des Bewegungsapparates,
  • wie auch in den Hüllschichten der Organe,
  • im großflächigen Unterhautgewebe,
  • in der Knochenhaut,
  • in den Umscheidungen des Nervensystems
  • bis hin zu den kleinsten Einheiten der Zelle präsent

Auf Grund dieser Histologie können wir aus dieser vernetzen Betrachtung ein „Gesamtbauplan des Körpers als ein in sich verschachteltes Bindegewebskammer-System“ [1] bilden. Wenn man den Menschen präparieren würde, würden unser Gefäß- & Lymphsystem, unser Nervensystem & das Fasziengewebe unsere Umrisse wunderbar wieder geben.


Wie alt sind Faszien?


Wie du dir sicherlich denken kannst, gibt es in deinem Körper Faszien nicht erst seit dem dein Fitnessstudio Faszien Kurse anbietet oder dein Coach mit einer Rolle auf dich zu kam. Deine Faszie(n) sind so alt wie du und tatsächlich ein paar Monate älter. Um es genauer zu benennen, finden wir dir ersten Ursprünge der faszialen Strukturen bereits in der dritten Entwicklungswoche, im dritten Keimblatt während der embryonalen Entwicklung, dem Mesoderm, angelegt.

 

Die Grundlage der Faszien und deren Bausteine gleichen einander, passen sich allerdings bezüglich ihren Aufgaben und ihrer ausgesetzten Belastung entsprechend an. Sehr spannend finde ich diese Tatsache, dass aus Stammzellen differenzierte Zellen entstehen können.

  

Man kann im Grunde vier Zelltypen unterscheiden (es existieren noch Unterkategorien):

  • Nervenzellen
  • Muskelzellen
  • Epithelzellen (Zellen, welche die innere und äußere Oberflächen bedecken)
  • Stütz- und Bindegewebszellen (u.a. Faszien)

In der Grafik erkennst du, wie sich die verschiedenen Zelltypen entwickeln und am Ende im Verbund eine funktionelle Einheit, ein Organ ein Organismus und dann am Ende ein Teil einer Gesellschaft werden.



Wo kommen Faszien überall vor?


Bindegewebszellen können eine begrenzte Anzahl von Fasern und interfibrillären Elementen nach Bedarf abwandeln. Nachfolgend findest du eine Auflistung struktureller Bindegewebe in verschiedenen Formen:

  • Knochen
    • Zelle: Osteozyt, Osteoblast, Osteoklast
    • Art der Faser: Kollagen
    • Interfibrilläre Elemente, Grundsubstanz, Wasserbindenende Proteine: Mineraliensalze - Kalziumkarbonat, Kalziumphosphat
  • Knorpel
    • Zelle: Chondrozyt (Knorpelzelle)
    • Art der Faser: Kollagen & Elastin
    • Interfibrilläre Elemente, Grundsubstanz, Wasserbindenende Proteine: Chondroitinsulfat
  • Bänder
    • Zelle: Fibroblast (Hauptbestandteil von Bindegewebe, Mutterzelle für Zellbestandteile im Bindegewebe)
    • Art der Faser: Kollagen & (Elastin) - der Anteil kann variieren
    • Interfibrilläre Elemente, Grundsubstanz, Wasserbindenende Proteine: geringer Anteil von Proteoglykanen (stabilisieren die Zelle)
  • Sehnen
    • Zelle: Fibroblast
    • Art der Faser: Kollagen
    • Interfibrilläre Elemente, Grundsubstanz, Wasserbindenende Proteine: geringer Anteil von Proteoglykanen (stabilisieren die Zelle)
  • Aponeurosen (flächige Strukturen aus Bindegewebe, dienen als sehniger Ansatz für die Muskeln - Bsp.: Rectusscheide, Gaumenaponeurose)
    • Zelle: Fibroblast
    • Art der Faser: Kollagenmatte
    • Interfibrilläre Elemente, Grundsubstanz, Wasserbindenende Proteine: einige Proteoglykane
  • Fettgewebe
    • Zelle: Adipozyt (Zelle, welches weißes und braunes Fettgewebe speichern können)
    • Art der Faser: Kollagen
    • Interfibrilläre Elemente, Grundsubstanz, Wasserbindenende Proteine: mehr Proteoglykane
  • Areoläres Gewebe (Zellgewebe, lockeres Gewebe)
    • Zelle: Fibroblasten, weiße Blutkörperchen, Adipozyten, Mastzellen
    • Art der Faser: Kollagen & Elastin
    • Interfibrilläre Elemente, Grundsubstanz, Wasserbindenende Proteine: viele Proteoglykane
  • Blut
    • Zelle: rote & weiße Blutkörperchen
    • Art der Faser: Fibrinogen
    • Interfibrilläre Elemente, Grundsubstanz, Wasserbindenende Proteine: Plasma

Faszien in der Literatur


Literarisch wurden vom amerikanischen Arzt Andrew Taylor Still (1828-1917), dem Begründer der Osteopathie (Osteon = Knochen & Pathos = Leiden oder Leidenschaft), Faszien erstmals als „des Menschen Seele“ bezeichnet. Zwischenzeitlich geriet das Bindegewebe immer wieder mal in Vergessenheit, doch Forscher wie Dr. Ida Rolf [3] oder Moshé Feldenkrais [4] verloren die Faszien nicht aus den Augen. Aktuelle Forschungen, unter anderem  von Dr. Robert Schleip zeigen, dass Faszien nicht nur ein Bindegewebe ist, sondern durch verschiedene Einflussfaktoren (zum Beispiel Stress) positiv, wie auch negativ, beeinflusst werden kann.

 

Du siehst also, Faszien sind sehr alt in unserem Körper, wie auch deren Betrachtung. In der Anatomie (welches wörtlich übersetzt "Aufschnitt" bedeutet) wurde dieses Verpackungsmaterial entfernt, um die Muskeln entsprechend frei zu legen. Sie sind ein Teil unseres Körpers und müssen entsprechend im Kontext betrachtet werden.

 

Viele Trainer, Therapeuten & Coaches, wie ich auch, vergleiche unseren Körper, Trainings- und Therapiemethoden gerne als einen Werkzeugkasten. Faszien und entsprechende Techniken sind ein kleiner Teil aus ihm. Viele denken immer ein Patent für Gesundheit gefunden zu haben: Faszien-Yoga, Triggerpunktmassage, Faszien-Therapeut. Gib etwas einen neuen Namen und schon wird es interessant.

 

Also wunder dich nicht, wenn du zu deinem Osteopathen, Physiotherapeuten & Co gehst und ihn fragst, ob er ganz spezielle "Fasziengriffe" anwenden kann. Immer, wenn er dich behandelt, sind Faszien im Spiel. Wenn man sie explizit trainieren oder beeinflussen würde wollen, dann müsste man sie wie in der Forschung einzeln betrachten. Wenn ich über eine Rolle, Ball, Holzstab, Rohr etc. entlang rolle, dann bin ich verständlicherweise nicht nur auf Fasziengewebe, sondern auch auf Muskulatur, Rezeptoren & vieles mehr.

 

ABER es finden verschiedene Prozesse und Einflüsse in verschiedenen Geweben statt und das macht das Fasziengewebe wiederum so interessant. Faszien umgreifen sehr vieles im Körper, daher kann man auch sehr gut Bindegewebe dazu sagen. Allerdings klingt Faszien hipper... .


[1] Faszien- und Membrantechnik | Peter Schwind | 3. Auflage | Elsevier

[2] Anatomy Trains | Thomas W. Myers | 3. Auflage | Elsevier

[3] Begründerin der Rolfings

[4] Begründer der Feldenkrais-Methode


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